Michael Theurer

RP-ONLINE: Ein Jahr Deutschlandticket „Die Diskussion über den Preis ist kontraproduktiv“

Das Deutschlandticket gibt es jetzt ein Jahr. Wetten, dass Sie eine positive Bilanz ziehen?

Auf jeden Fall. Das Deutschlandticket bietet einen niederschwelligen, einfachen Zugang in den öffentlichen Nahverkehr. Tarifzonen und Verkehrsverbund-Grenzen spielen keine Rolle mehr. Und das Ganze ist auch noch digital. Der Fahrschein ist ein riesengroßer Fortschritt.

Wie oft wurde er inzwischen verkauft?

Zuletzt hatte es über elf Millionen Abos. Es gibt bei den Käufern zahlreiche echte Umsteiger. Jedes zweite Ticket ist ein digitales Handyticket, rund 65 Prozent wurden über eine Website oder per App erworben. Damit hat das Deutschlandticket schon jetzt einen immensen Digitalisierungsschub bewirkt.

Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?

Die Zukunft liegt im Personenverkehr in der Digitalisierung. In Deutschland müssen wir da raus aus der Nachzügler-Position. Wir konzentrieren uns jetzt außerdem darauf, dass mehr Tickets verkauft werden. Gerade im Bereich des Jobtickets gibt es noch Potenzial.

Ist das Ticket nicht eigentlich eines für Städter?

In den Metropolregionen hat das Ticket einen großen Nutzen, aber auch in den Stadt-Umland-Beziehungen. Vor allem da, wo Pendler zwei oder drei Verkehrsverbünde durchfahren müssen. Die Vereinfachung ist massiv, die Vergünstigung auch.

Die Länder sagen, das Ticket lasse sich ohne mehr Geld nicht dauerhaft finanzieren. Warum ziert sich der Bund so?

Die Diskussion ist kontraproduktiv und verunsichert nur die Menschen. Wir sollten vielmehr auf dem Erfolg des Deutschlandtickets aufbauen. Ich würde mir hier noch mehr Kreativität und Entschlossenheit von den Ländern wünschen. Ich rate dazu, die Systeme des öffentlichen Verkehrs effizienter zu gestalten, etwa durch eine konsequente Digitalisierung und eine Verschlankung der Vertriebsstrukturen mit weniger Verkehrsverbünden, dafür aber funktionierenden Verkaufsplattformen über die Verbünde hinweg.